Hohe Forschungsaktivität hat zu neuen Funden geführt
Die drei neu aufgefundenen Schweizer Meteoriten sind ein Resultat der hohen Aktivität auf dem Gebiet der Meteoritenforschung in unserem Land. Es ist auch das Resultat einer engen Zusammenarbeit zwischen Museen und Forschungsinstituten. Museen informieren die Bevölkerung aktiv, pflegen Kontakte mit interessierten Laien und haben eigene Forschungsprojekte. Bei den Suchkampagnen, die im Zusammenhang mit dem grossen Streufeld des Twannberg-Meteoriten durchgeführt wurden, waren über 50 Meteoritensammler beteiligt – ein Vorzeigebeispiel von Citizen Science. Die nachfolgende Sonderausstellung, bei welcher der spektakuläre Fund der Öffentlichkeit präsentiert wurde, erhöhte die Sensibilität für Meteoriten – und führte prompt zu zwei weiteren Funden. Das Auffinden von Meteoriten in der Schweiz ist fast nur über eine Sensibilisierung der Bevölkerung möglich: Nur wer gewisse Kenntnisse über Meteoriten hat, erkennt sie als etwas Besonderes und kommt auf die Idee, Funde den zuständigen wissenschaftlichen Stellen zur Begutachtung zur Kenntnis zu bringen.
Was sind Meteoriten und wem gehören sie?
Meteoriten sind Bruchstücke anderer Himmelskörper unseres Sonnensystems, vom Himmel gefallen auf die Erde. Meist stammen sie von Asteroiden, selten auch vom Mond oder Mars. Meteoriten sind von hohem wissenschaftlichem Interesse, weil sie Informationen über Himmelskörper liefern, welche nicht oder nur mit grossem Aufwand und enormen Kosten zugänglich sind.
Wem gehören Schweizer Meteoriten? Nach dem Schweizerischen Zivilgesetzbuch gehören «wissenschaftlich interessante Naturobjekte», zu welchen Meteoriten zweifellos gehören, dem Kanton, in welchem sie gefunden wurden. Dem Finder steht eine «angemessene Entschädigung» zu. Meteoriten, die im Kanton Bern gefunden werden, nimmt das Naturhistorische Museum Bern in seine Sammlung auf.
Was ist zu beachten bei der Suche nach Meteoriten? Als wissenschaftlich interessantes Material ist jeder Meteoritenfund den zuständigen kantonalen Stellen zur Kenntnis zu bringen, meist sind dies kantonale Museen. Die Verwendung von Metalldetektoren ist in allen Kantonen untersagt respektive bewilligungspflichtig.
Alle 11 Schweizer Meteoriten nach Datum des Fundes
- Rafrüti BE, Eisenmeteorit, Fund 1886, erkannt 1900, 18.2 kg, Hauptmasse: NMBE
- Chervettaz VD, Chondrit, Fall 1901, 705 g, Hauptmasse: Musée cantonal de géologie, Lausanne
- Menzywil FR, Chondrit, Fall 1903, 28.9 g, Hauptmasse: Naturhistorisches Museum Fribourg.
- Ulmiz FR, Chondrit, Fall 1926, 76.5 g, Hauptmasse: NMBE und
- Utzenstorf BE, Chondrit, Fall 1928, 3.42 kg, Hauptmasse: NMBE und Naturhistorisches Museum Fribourg
- Twannberg BE, Eisenmeteorit, über 1100 Funde 1984-2018, >118 kg, Hauptmasse: NMBE
- Langwies GR, Chondrit, Fund 1985, 16.5 g, Hauptmasse: Privatbesitz
- Ste-Croix VD, Eisenmeteorit, Fund 1988, 4.8 g, Hauptmasse: Privatbesitz
- Mont Sujet BE, Chondrit, Fund 2016, 66.3 g, Hauptmasse: NMBE
- Mürtschenstock GL, Chondrit, Fund 2017, 355 g, Hauptmasse: Naturwissenschaftliche Sammlungen des Kantons Glarus
- Chasseron VD, Pallasit, Fund 1959, erkannt 2017, 4.8 g, Hauptmasse: Musée cantonal de géologie, Lausanne
Kontaktangaben für Nachfragen:
Beda Hofmann, Naturhistorisches Museum Bern, 031 350 72 40, beda.hofmann@nmbe.ch
Nicolas Meisser, Musée cantonal de géologie, 041 21 692 44 73, nicolas.meisser@unil.ch
Gemeinsame Pressemitteilung der beteiligten Institutionen: Naturhistorisches Museum Bern; Institut für Geologie der Universität Bern; Departement Erdwissenschaften der ETH Zürich; Musée cantonal de géologie, Lausanne; Naturwissenschaftliche Sammlungen des Kantons Glarus; Musée d’histoire naturelle de la ville de Genève.